Veranstaltet man ein Barcamp erneut, so ist das nie eine reine Wiederholung. Barcamps leben immer wieder aufs Neue von der Diversität der Teilnehmenden und der Themen und setzt die Bereitschaft voraus, neugierig zu sein und sich auf das Veranstaltungsformat einzulassen. Menschen, die ein gemeinsames Thema verbindet treffen sich auf Augenhöhe, kreieren sich ihren Tag und teilen ihr Wissen. Insbesondere dieser selbstbestimmte und partizipatorische Charakter führt immer wieder zu neuen Konstellationen und Ergebnissen.

In Bezug darauf erscheint uns das #Juniorbarcamp, welches mittlerweile zum zweiten Mal erfolgreich vom ATZE Musiktheater in Berlin organisiert und durchgeführt wurde, geradezu idealtypisch. Es liegt in der Natur der Kinder sich tagesaktuell zu verabreden und ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen. Viel zu oft fehlt dafür im schulischen Alltag die Gelegenheit. Es ist gelungen, mit dem Juniorbarcamp Zeit und Raum zu schaffen, dass sich Kinder selbstbestimmt und gleichberechtigt in einem geschützten Umfeld begegnen und austauschen können. Die obligatorische Vorstellungsrunde zu Beginn, bei der sich die Kinder kurz mit ihrem Namen und drei Schlagworten vorstellten, brach unmittelbar das Eis und betonte den Grundsatz der Gleichberechtigung. Im anschließende Session-Pitch, bei dem die Kinder ihr ganz eigenes Agenda-Setting betreiben konnten, füllte sich der vorher noch leere Stundenplan ausschließlich mit Themen, die die Kinder auch wirklich besprechen wollten, ohne Vorgaben der Lehrer oder Eltern. Die Kinder verstanden schnell, dass an diesem Tag nur geschieht, was sie selbst wünschen, einbringen und zulassen. Und ebenso, dass sie sich aktiv einbringen sollten, um ihre Interessen durchzusetzen.

Sie erfuhren unmittelbar Partizipation, Meinungsvielfalt, Respekt und Anerkennung. Es gab kein richtig oder falsch. Sie wurden ernst genommen und rekapitulieren dies sehr bewusst, wie uns die Feedbackrunde am Ende des Tages auch dieses Mal wieder eindrucksvoll bestätigte. Die hohe Identifikation der Kinder, wenn sie sich selber mit ihren Themen und Beiträgen einbringen, die starke Emotionalisierung, die Art und Weise, wie die Kinder explizit zur Partizipation ermutigt und dadurch in das Verfahren integriert wurden, der Moment der Geselligkeit und des Teilens, eben dieser zwangsläufige Bindungseffekt, der sich aus der aktiven wie passiven Teilnahme ergibt, sorgt für eine Nachhaltigkeit der Verfahrenseffekte. Sie wirken über das Barcamp hinaus fort. Die Kinder nehmen diese Erfahrungen und Erkenntnisse mit nach Hause zu ihren Familien, in die Schule, ihren Freundeskreis. All das trägt dazu bei, dass sich die meisten Kinder am Ende eine Wiederholung des Barcamps wünschen, also eine Wiederholung der Verfahrensteilnahme, mit all den Erfahrungen und Erlebnissen, die sie währenddessen gemacht haben. Der Wunsch der Kinder, dass Juniorbarcamp fortzusetzen zeugt nicht zuletzt auch davon, dass die eingesetzten Ressourcen, nicht etwa unwiederbringlich verbraucht wurden, sondern sich durch die Teilnahme geradezu regeneriert haben.