Nachhaltigkeit durch Partizipation

„Barcamps“ stellen eine Eventform dar, die mit dem Open Space Format eng verwandt ist. Entscheidend ist hieran, dass es keinerlei vorab festgesetzte Tagesordnung gibt. Vielmehr stellt jede/r ihre/seine Ideen, Projekte, Visionen ad hoc zur Diskussion, und die Teilnehmer verteilen sich je nach Interessenlage spontan auf die verschiedentlich angebotenen Sessions. Ein Nebeneffekt ist nun, dass es aufgrund der Ad hoc-Logik, mit der Barcamps durchgeführt werden, normalerweise keine reguläre Form der Ergebnissicherung gibt. Überhaupt ist die Ergebnisorientierung eher nebensächlich. Im Mittelpunkt stehen Wissensaustausch und die Spontaneität, gleichberechtigte Teilnahme und vor allem Teilhabe derjenigen, die zur Selbstorganisation eines Barcamps proaktiv beitragen. Das wirft allerdings die Frage auf, wie nachhaltig Barcamps eigentlich sind. Was bleibt von einer Veranstaltung, die es jeder/m freistellt, sich ganz nach Interessenlage, Kompetenz und Neugier so einzubringen, wie es ihr oder ihm gefällt? Wie nachhaltig sind Diskussionen, die nicht von vornherein auf konkrete Lösungen, Maßnahmen, Projekte ausgerichtet sind? Ist Partizipation für sich nicht ohne jede Nachhaltigkeit?

Unserer Einschätzung nach verhält es sich nun so, dass selbst und gerade Barcamps durch die Art und Weise, wie die Teilnehmer explizit und anhaltend zur Partizipation ermutigt werden, über eine ihnen spezifische Form der Nachhaltigkeit verfügen. Die hohe Identifikation der Teilnehmer, wenn sie sich selber mit ihren Themen und Beiträgen einbringen, die starke Emotionalisierung, die Barcamps in der Regel bei den Teilnehmern auslösen, weil das Moment der Geselligkeit, des Socializing auf Barcamps so ausgeprägt ist, und die vielen Netzwerkeffekte, ob Bekannt- oder Freundschaften, die auf Barcamps regelmäßig gestiftet werden, tragen insgesamt dazu bei, dass sich die meisten, die an einem gelungenen Barcamp teilgenommen haben, am Ende eine Wiederholung dieses Barcamps wünschen, mit all den Erfahrungen und Erlebnissen, die sie währenddessen gemacht haben. Der Wunsch nach Wiederholung zeugt aber davon, dass die Ressourcen, die in die Selbstorganisation eines Barcamps eingegangen sind, nicht etwa unwiederbringlich verbraucht wurden, sondern sich durch die Teilnahme geradezu regeneriert haben – beinahe ein paradoxer Effekt, zumindest aber ein starkes Indiz dafür, dass es eine gewisse Plausibilität für die Annahme gibt, daß Nachhaltigkeit durch Partizipation durchaus erreicht werden kann, selbst wenn keine Ergebnissicherung explizit verfolgt wird, wie bei Barcamps.

In einem Artikel der Huffington Post hatten wir die Möglichkeit, darauf noch etwas ausführlicher einzugehen. Vielen Dank an Frau Dr. Alexandra Hildebrandt für diese Möglichkeit.